Die meisten E-Auto-Besitzer sind von Verbrennern auf BEV (Battery-Electric Vehicle) umgestiegen. Bei der Umgewöhnung z.B. von PS, Litern im Tank und Litern/100km auf die entsprechenden Maßeinheiten in der BEV-Welt haben manche von ihnen Probleme.
Ein (leider) prominentes Beispiel ist Holger Parsch von den Autodoktoren, der sich einen Hyundai Kona kaufte, den er zuvor ca. 3 Jahre im Leasing gefahren hatte,…
… und der nach ca. 1 Jahr weiterer BEV-Fahrpraxis als Kfz-Technik-Profi in den Autodoktor-Videos (mit über 800.000 Abonnenten) immer noch mit Dingen um sich wirft, die in der Verbrennerwelt ungefähr so klingen würden: "Wieviel PS hat der Tank meines Autos?":
Wenn sich jemand z.B. bei technischen Themen in Foren auf einem solchen Niveau äußert, wird der Thread auf die simpelsten Grundlagen runtergezogen. Um den daraus resultierenden Unmut möglichst zu verhindern, beschreibe ich hier kurz die physikalischen Grundlagen und entsprechenden Maßeinheiten in der BEV-Welt.
A) Beim Bewegen eines Autos wird immer Energie verbraucht: Hauptsächlich für die Beschleunigung der trägen Masse sowie zur Überwindung von Roll- und Luftwiderstand.
Beim Verbrenner ist die benötigte Energie im Kraftstoff gespeichert, im Mittel ca. 9 Kilowattstunden pro Liter.
B) Kilowattstunde (kWh) ist die gängige Maßeinheit für Energie im Fahrzeugbereich. Man kennt sie auch von der Stromrechnung, und fürs Haus bzw. die Wohnung kann wohl fast jeder zwischen Leistung und Verbrauch hin und her rechnen. Einfaches Beispiel: Brennt eine 100 Watt-Glühbirne 3 Stunden lang, dann beträgt der Verbrauch 100W x 3h = 300Wh = 0,3 kWh. Das gleiche Rechenprinzip gilt auch in der BEV-Welt.
C) Dem Tank eines Verbrenners entspricht die Traktionsbatterie bzw. der (Hochvolt-)Akku beim BEV. Dessen Kapazität ist in Relation zu Verbrennertanks scheinbar lächerlich klein, denn z.B. die 61,7 kWh Nutzkapazität des MG4-Luxury-Akkus entsprechen grade mal ca. 7 Litern Kraftstoff. Da aber der Wirkungsgrad von Verbrennungsmotoren gegenüber Elektromotoren ebenfalls lächerlich gering ist, kommen z.B. unsere MG4 mit der Energie von ca. 7 Litern Sprit auch wieder Hunderte km weit.
Die kleine 12V-Batterie beim BEV ist natürlich auch ein Akku, aber der speist nur die vom Verbrenner bekannten Bordsysteme und spielt bei gängigen BEV-Themen wie Ladeleistung, Ladezeit und Verbrauch bzw. Reichweite praktisch keine Rolle.
D) Sobald gespeicherte Energie in die gewünschte Form (z.B. Bewegung eines Fahrzeuges) umgesetzt und verbraucht wird, entsteht Leistung. Und zwar umso mehr, je schneller die Umsetzung abläuft. Leistung ist also Energie(verbrauch) pro Zeit, ausgedrückt in Einheiten: Kilowattstunden pro Stunde (kWh / h). Dabei kürzt sich das h weg, und übrig bleiben Kilowatt (kW).
Damit wird sowohl die aktuelle Motorleistung (die aus dem Akku entnommen wird) beschrieben, als auch die Ladeleistung einer Wallbox, HPC usw. in den Akku hinein.
E) Beim Laden ergibt das Produkt aus Ladeleistung und –zeit wiederum kW x h = kWh = Kilowattstunden, die der Akku aufnimmt und für die man bezahlt. Gleiches gilt für die Ladeverluste, deren Anteil am Ladevorgang ebenfalls in kW bzw. kWh angegeben wird.
F) Analog zu den Litern / 100km beim Verbrenner wird der BEV-Streckenverbrauch meist in kWh / 100km angegeben; vereinzelt auch in Wh / km, wobei dieser Wert das 10fache des ersteren beträgt.