Wer das Glück hat, auf dem völlig platten Land zu wohnen, für den bekommt dieses Thema erst eine evtl. praktische Relevanz, wenn er mit seinem BEV "in die Berge" fährt und dort auf die kWh/100km-Verbräuche achtet.
In meiner Umgebung hat dagegen jede (Kurz)strecke deutliche Höhendifferenzen zwischen Start und Ziel. Bergab sehe ich daher immer erfreulich niedrige Seit-Start-Verbräuche, und begrauf siehts eher nach "Boah, säuft der mal wieder!" aus.
Daher dachte ich schon länger, daß man mit der Höhendifferenz zwischen Start und Ziel (wenn man sie möglichst auf den Meter genau kennt!) anhand der resultierenden Lageenergie-Differenz leicht eine Korrekturgröße ermitteln könnte, um den Verbrauch ungefähr so umzurechnen, als wenn Start und Ziel auf gleicher Ortshöhe lägen. Doch leider gibt z.B. Google Maps nicht für jeden Ort die Höhe über dem Meeresspiegel an.
Nun fand ich zufällig eine Webseite, die genau das macht: https://de-de.topographic-map.com/ In jeder Karte kann man zu jedem Ort in Deutschland ein- und auszoomen, und ein Mausklick auf die Karte zeigt überall die Ortshöhe an.
Danach liegt z.B. das Ziel meiner häufigen Samstagstouren (2x20km) 25 Meter höher als meine Garage. Nach der Rückfahrt gestern mit 48 km/h Durchschnittstempo bei 27°C sah ich 12,2kWh/100km in der Anzeige, den Hinfahrtverbrauch hatte ich nicht notiert. Aber anhand der Höhendifferenz h läßt sich die Lageenergie-Differenz zwischen Start und Ziel berechnen: Epot = m*a*h, wobei a die Erdbeschleunigung mit 9,81m/sec² ist.
Der XP mit mir als Fahrer wiegt ziemlich genau 1.900kg, damit ergibt die Berechnung der Lageenergie-Differenz bei 25 Metern 465.975 Joule bzw. Wattsekunden. Zum Umrechnen auf kWh muß man den Wert durch 3.600.000 teilen und erhält 0,129 kWh.
Die Änderung der Bergab-Verbrauchanzeige für die Annahme von Start und Ziel auf gleicher Höhe berechnet sich, indem man den kWh-Wert der Höhendifferenz mit 100 multipliziert und dann durch die Strecken-km teilt: Für meine Bergab-Fahrt von gestern ergibt das 0,65 kWh/100km, die zu den angezeigten 12,2 kWh/100km addiert werden müssen. Ohne Höhendifferenz zwischen Start und Ziel hätte ich daher gestern theoretisch 12,85 kWh/100km verbraucht.
Der Plausibilitäts-Check mit meinen früheren Notizen der Samstags-Verbräuche von Hin- und Rückfahrt bei weitgehend gleichem Durchschinttstempo und Temperaturen ergibt Hin-Verbräuche von ca. 1,5 kWh/100km oberhalb der Rück-Verbräuche und zeigt, daß mein Rechenmodell eher richtig als grob falsch ist.
Besonders krass ist der Bergauf-bergab-Unterschied bei meinen Fahrten zum 2,2km entfernten und 32m tiefer gelegenen Supermarkt: Dort auf dem Parklpatz sehe ich im Sommer (ohne AC, das lohnt sich für die paar Minuen nicht) Seit-Start-Verbräuche deutich unter 10 kWh/100km, zuhause sind es dann zusammen für Hin- und Rückfahrt ca. 16 kWh/100km. Die Berechnung der Höhenfehler-Korrektur ergibt 7,5 kWh/100km und paßt zu den Hin-Verbräuchen ca. zwischen 8 und 9 kWh/100km.
Bei meiner kürzlichen Langstrecke nach Bayern lag das Ziel 329m höher als meine Garage: da würde man spontan auch eine ziemlich große Korrektur erwarten. Da die Strecke allerdings 525km lang war, ergibt sich nur eine Korrektur von 0,32 kWh/100km. Als Gesamtverbrauch zeigte der XP 20,9 kWh/100km an; ohne Höhendifferenz zwischen Start und Ziel hätte ich theoretisch 20,58 kWh/100km verbraucht.
IMO könnte es auch den Vergleich von Verbrauchswerten verschiedener Foristen bzw. auf verschiedenen Strecken erleichtern, wenn "Höhenfehler" anhand dieser relativ einfachen Berechnung ausgeglichen werden.